18.10.2021 - Matchbericht Tribschen 1 - Winterthur l 721

Leider konnte ich nicht soviel sehen wie letztes Mal, weil mein Gegner mit Minusfigur noch 1,5 Stunden weitergespielt hat, bis seine Zeit fast ganz abgelaufen war.

Winterthur hatte wohl ziemliche Personalprobleme. Sie gaben das letzte Brett forfait, und gegen mich mussten sie den MF aufstellen. Aber auch solche "Pflichtsiege" müssen immer erst errungen werden, zumal es mir an diesem Tag gesundheitlich nicht so perfekt ging. Ich gewann recht schnell einen Bauern und konnte vieles tauschen, so daß das Endspiel mit Läuferpaar und Bauer mehr gewonnen schien. Ich konnte dann noch eine Figur gewinnen und so das 2:0 erzielen. Aber ansonsten schaute es gar nicht gut aus für uns. Roman, Lubomir und Albert waren nicht gut aus der Eröffnung gekommen. Bei Roman zeichnete sich schon der Freibauer am Damenflügel ab (Sc5 gefiel mir nicht, da er nach b4 sofort wieder zurück musste nach d7. Aus meiner Sicht ein unnötiger Tempoverlust. Er griff richtigerweise dann aktiv am Königsflügel die Inititaite. Leider stellte er dann in Zeitnot einen wichtigen Bauern ein (h6??, gerade als nach Sf4 die Stellung doch eigentlich wieder ok war) und das Endspiel war wohl objektiv verloren, weil der Gegner auch noch das Läuferpaar hatte. Bei Lubomir stand schon früh ein gegnerischer Bauer auf h6 wie ein Pfahl im Fleische und bei Albert gefiel mit die Überführung des Damenspringers nach g3 gar nicht. Ich hätte hier die Dame zum Angriff über a4 an den Königsflügel manövriert, aber das wäre dann eine andere Partie geworden. Auch hier ging dann der wichtige e5 Bauer verloren und der Verlust zeichnete sich schon ab. Kevin stand gleich, Lobomir eher schlecht und bei Jürgen war das total unklar. Daniel an Brett 3 stand als Weißer knapp behauptet aber sicher nicht besser. 

Zu diesem Zeitpunkt sah es eher nach 4,5 für den Gegner aus und gar nicht gut für uns. Zuerst dann der Verlust von Albert. Der Gegner konnte seinen eingesperrten Läufer leicht aktivieren und hat dann einfach das Endspiel gut gespielt und relativ leicht gewonnen. Da war nichts zu machen mehr für Albert. Daniel schaukelte gekonnt die leicht schlechtere Stellung zum remis und auch Lubomir musste sich geschlagen geben. So stand es auf einmal 2,5 unentschieden und ich grübelte, wo denn die 2 Punkte zum Sieg herkommen sollten. Aber dann der Lichtblick an Brett 1. Jürgen überspielte den nominell stärksten Spieler dieses Kampfes in einer begeisternden Partie und konnte auf 3,5 für uns stellen. Und auch Kevin konnte seine Stellung verbessern und einen Bauern gewinnen. Das Endspiel hat Kevin dann meisterhaft zelebriert. Schönes Figurenopfer noch auf b2. Danach war es einfach verloren. Roman kämpfte dann noch bis zum Schluß leider vergebens. 

Ein verdienter, aber doch auch etwas glücklicher Sieg, der vor allem der überragenden Leistung der beiden Spitzenbrettern zu verdanken sind, die gegen 2300 aufwärts überzeugende Siege feiern konnten. Insgesamt können wir wohl aber nicht ganz zufrieden sein mit der Gesamtleistung. Der Abstieg sollte jetzt aber kein Thema mehr sein. Jetzt noch im nächsten Kampf gegen Gligoric gewinnen und wir haben des Klassenerhalt wohl ziemlich sicher. Wichtiger Sieg daher.

Noch eine kleine Anektode zu meinem Gegner. Er vergaß einmal die Uhr zu drücken. ich machte ihn einmal darauf aufmerksam. Das 2. Mal merkte ich es erst gar nicht und vertiefte mich in die Stellung. Er kam dann nach 20 Minuten wieder ans Brett und führte einen Zug aus (da er ja die Uhr nicht drückte und dachte, er wäre am Zug). Ich habe ihn dann auf die Regel aufmerksam gemacht, daß beim Schach abwechselnd gezogen wird. Notiz am Rande, auch wenn er am Zug gewesen wäre, war die Stellung doch verloren, also auch 2 Züge hintereinander hätten nicht geholfen.

(Olaf Nazarenus)