Samstags ging es nach Zürich gegen Gligoric. Die Ausgangslage war klar. Gewinnen wir, so ist der Klassenerhalt nahezu gesichert. Beide Mannschaften traten mit nahezu voller Kapelle an. Spannend war es allemal. Letztendlich gab die Überlegenheit an den hinteren Brettern den Ausschlag. Wir haben es uns auch ein Stück unnötig schwer gemacht. Das hätte so knapp agr nicht ausgehen müssen.
Brett 1: Kevin hatte es mit GM Pikula zu tun und hat ihn vollständig überspielt. Locker die Qualle gewonnen und Mehrbauer. Er konnte sich da gar nicht mehr rühren. Leider hat er dann in Zeitnot den Sack nicht zugemacht (Lxg2, nebst Damenopfer und der Bauer ist nicht mehr aufzuhalten). Einfach schade. Zum Glück stand es da schon 4,5 für uns.
Brett 2: Markus hat seinen Gegner so auseinandergenommen, da konnte man schon fast Mitleid haben. Schnelles 1:0 für uns.
Brett 3: Daniel lief hier in eine vorbereitete Variante im Skandinavier . Hier entschieden die besseren Theoriekenntnisse des Gligoric Spielers. Es kostete einfach eine Figur, da war nichts mehr zu machen für Daniel, also Ausgleich für Gligoric.
Brett 4: Alle Bemühungen von Jürgen hier Vorteil zu erzielen waren fruchtlos. Aus meiner Sicht war die Stellung hier immer im Gleichgewicht. Also remis.
Brett 5: Mein Gegner verbrauchte viel Zeit und war schon früh in Zeitnot. Wohl deshalb ging er allen Verwicklungen aus dem Weg, tauschte alle Leichtfiguren und es blieb ein Endspiel jeweils 2 T + D + 6 Bauern. Gerade als ich in in vorteilhaftes Enspiel (TxTc4) hätte abwickeln können (Maschine gibt +2,4) sah ich Gespenster und eine Kombination mit Turmopfer. Leider hatte die Kombi (wie so oft bei sehr komplizierten Stellungen) ein Loch und statt einfach ruhig weiterzuspielen, kostete es die Partie. Sehr ärgerlich.
Brett 6: Lubomirs (wohl nur auf dem Papier) wesentlich schwächere Gegnerin wehrte sich mit aller Kraft und bis ich nur noch mit meiner Partie beschäftigt war, konnte ich keinen Vorteil für Lubomir erkennen. Irgendwann hat sich dann wohl seine größere Turniererfahrung durchgesetzt und er konnte den Elo-Vorteil in einen Sieg ummünzen.
Brett 7: Der Gegner von Martin wählte mit Weiß hier eine Variante im Sizilianischen Drachen, Jugoslawischer Angriff (was auch sonst, wenn man gegen Gligoric spielt), die Schwarz relativ leicht Ausgleich ermöglicht. Die Dame läßt man normalerweise nicht so einfach nach h5 (vorher Kb1 verhindert das). In dem Moment, in dem der f-Turm statt dem c-Turm nach f8 kommt, ist alles gut für Schwarz. Einmal im Flow hat Martin das dann souverän nach Hause gespielt und die nominelle Überlegenheit deutlich gemacht. Sehr genau gespielt von Martin. hier hatte ich niemals Zweifel, daß wir das Brett nicht für uns entscheiden.
Brett 8: erster Sieg für Roman. Insgesamt war der Stellungstyp ähnlich dem gegen St. Gallen (nur dieses Mal nicht mit Minusbauer). Wie genau Roman das dann gewonnen hat, konnte ich nicht mehr verfolgen.
4,5 für uns, Klassenerhalt wohl gesichert, zumal mit Reti II und Wollishofen II noch die 2 nominell schwächsten Mannschaften auf dem Programm stehen. Prima, wenn einer von uns mal abloost (wie Kevin und ich dieses Mal) springen andere in die Bresche.
Am Sonntag dann zu Hause gegen den erklärten Titelfavoirten Mendrisio, die mit 7 (!!) Titelträgern angereist waren, während bei uns mit Jürgen und Kevin 2 entscheidende Stützpfeiler fehlten, um hier überhaupt etwas ausrichten zu können. Nach 3 Stunden sah das alles noch ganz gut aus für uns. Nur Brett 8 stand gleich aus der Eröffnung schlecht. Bei Albert war mit die Stellung lange Zeit total unklar. Sb6 kenne ich so gar nicht bzw. habe ich noch nie gesehen. Alle anderen waren gut ins Mittelspiel gekommen. Daß wir am Schluß dann doch noch mit 2:6 ziemlich gebodigt wurden, hing daran, daß einige Partien einfach gekippt sind und wir in keiner Partie wirklich einen Vorteil erzielen konnten. Am ehesten sah ich bezüglich Vorteil noch bei Lubomir Möglichkeiten.
Brett 1: Gegen GM ELO 2528 war Markus letztendlich chancenlos. In der Eröffnung sah das noch halbwegs alles ausgeglichen aus. Als dann aber der Springer sich auf b4 einplfanzen konnte und von dort nicht mehr vertrieben werdne konnte und Schwarz ausserdem die lange Diagnonale für den schwarzfeldrigen Läufer hatte, fand ich Markus Stelung nicht mehr so prickelnd. Sieg hier für Mendrisio.
Brett 2: Lubomir mit Schwarz bot eine überzeugende Vorstellung und konnte seinem 150 Elo besseren Gegner absolut Paroli bieten. Ich fand die Stellung für uns besser, aber war wohl alles noch in der Remisbreite. Erster kleiner Teilerfolg für uns.
Brett 3: Auch hier hatte Daniel eigentlich immer alles im Griff und erlaubte dem Gegner keinen Vorteil. Logisches Ergebnis also remis.
Brett 4: Albert spielte hier im angenommenen Damengambit Sb6, um den Bauern auf c4 zu decken. Sah mir suspekt aus, wie gesagt, ich habe diese Variante noch nie so gesehen. Vielleicht ist es besser auf c3 zu nehmen. Langfristig war der Bauer auf c4 dann nicht zu decken und mit dem Mehrbauer im Rücken spielte der Gegner dann souverän das zu Ende. Hier war wohl nur noch schwer etwas zu machen. Auf diesem Niveau wird eben jede Kleinigkeit grausam bestraft.
Brett 5: Wie gewohnt, versuchte ich positionellem Geschiebe möglichst aus dem Weg zu gehen und auf Angriff zu spielen. Dafür war ich bereit, auch eine positionelle Schwäche mit dem Isolanski, auf a2 in Kauf zu nehmen. Yelena Sedina ließ aber absolut nichts zu und aus meinem Entwicklungsvorsprung konnte ich kein Kapital schlagen. Allerdings bis Schwarz voll seine Figuren in Stellung gebracht bzw. abgetauscht hatte, konnte ich die Schwäche auflösen und den schwachen Bauern tauschen. Im Endspiel war dann 0,4 der maximale Vorteil, den die Maschine in der Analyse bei bestem Spiel auswarf. Mit gleichfarbigen Läufern und jeweils f+g+h Bauern und dem jeweiligen König bei den einzelnen Bauern war es dann totremis. Ich war recht zufrieden mit meiner Leistung und dem Remis.
Brett 6: Wohl der Mannschaft, die hier noch einen IM aufbieten kann. Nein, damit meine ich nicht Lukas (der dafür schon noch etwas Zeit braucht...) , sondern Mendrisio. Lukas baute sich wie fast immer im Sizilianer mit d6 und e6 auf. Der IM machte auch keine großen Anstalten das agressiv aufzubrechen und so kam Lukas ohne Probleme zu d5. Wenn man d5 ohne Stellungsnachteile durchsetzen kann, steht man im Sizilianer meist ausgeglichen. Der IM bot dann auch remis, wohl auch wissend, daß dies für den Mannschaftserfolg reichen würde und Lukas nahm natürlich dankend an.
Brett 7: Die Eröffnung war soweit ok für Roman. Es fing an mit dem Damentausch, das spielte wohl mehr Schwarz in die Karten. Nachdem Schwarz dann auch noch axb5 durchsetzen konnte und die a Linie aufmachen konnte für seinen Turm war das nur noch Spiel auf ein Tor. Wenn man den g2-Läufer finachettiert und dann Lf1 spielen muss, um den c4 zu denken, ist das schon fischig. Dementsprechend brachte das der Gegner dann auch ohne größere Probleme nach Hause.
Brett 8: Das hat mir schon in der Eröffnung nicht sonderlich gefallen. Mit dem rückständigen Bauern auf d6 steht man da immer mit dem Rücken zur Wand, zumal nirgendwo Gegenspiel in Sicht war. Die Versuche, am Königsflügel aktiv zu werden, scheiterten am gegenerischen Läuferpaar und die strukturellen Schwächen in der Stellung von Toni blieben evident. Nachdem dann auch noch die Qualle eingestellt wurde, war klar: An diesem Brett gibt es nichts zu holen.
(Olaf Nazarenus)