Das Positivste vorneweg – wir holten wieder einen Mannschaftspunkt und Roman und ich konnten ihre ersten Siege feiern. Zudem bewahrte Christoph mit einem Sieg seine Ungeschlagenheit in der SGM.
Nun aber der Reihe nach. Am gestrigen Fasnachtssamstag trat unser Gegner mit einer ersatztgeschwächten Mannschaft hat. Die Bretter 4 u. 5 mussten kurzfristig umdisponiert werden. Mit Ciril Trcek sass ich einem dieser beiden Ersatzspieler gegebenüber. Ich weiss nicht wieso, aber ich liess mich auf ein Spiel mit dem Feuer ein und servierte meinem Gegner einen vermeintlich vergifteten Bauern auf b2 (ich hatte übrigens Weiss). Für ein starkes Zentrum und Entwicklungsvorsprung liess ich auch noch den Springer auf c3 stehen. Mein Gegner liess sich nicht lumpen, und kassierte auch diese Figur. Die Blechmaschine quitterte das mit ca. -4 Punkten, also einem happigen Vorsprung für meinen Gegner. Da ich das Happy End eingans schon verraten habe, muss in der Folge noch Wundersames passiert sein. In der Tat versuchte ich in der Folge alles, um meine Figuren in eine günstige Angriffsposition zu bringen und die Linien für meine Läufer und Schwerfiguren zu öffnen. Mein Gegner hingegen ging in den Verwaltungsmodus und begegnete meinen Drohungen nur halbherzig. So brachte dann ein klassisches Springeropfer auf f7 den Ausgleich mit der Drohung auf ein Stickmatt. Mein Gegner war damit anscheinend überfordert und nahm einen diesmal wirklich vergifteten Bauer, anstatt einen Verteidigungszug zu spielen. Mein erstes Stickmatt in meiner langjährigen Schachkarriere wurde damit Tatsache. Well down, aber was hat das Nerven gekostet - bei mir und bei meinen Mitspielern. So stand es nach der ersten entschiedenen Partie 1 : 0 für uns.
Der Rest ist relativ schnell erzählt, da ich keine Zeit hatte, die anderen Partien zu beobachten. So muss ich mich auf die Wiedergabe dessen beschränken, was ich hinterher erfahren habe. Insbesondere die leidenschaftliche Analyse von Dani wird mir lange in Erinnerung bleiben. Wenn man verliert, sucht man halt intensiver nach all den guten Zügen, die man hätte spielen können. Seine Niederlage war keineswegs zwingend.
Auch jene von Toni Riedener nicht, der sich mit einer englischen Verteidigung hatte auseinander setzen müssen. Er war glücklicherweise schon etwas vorbereitet, da ich ihm diese relativ selten gespielte Eröffnung schon ein paar Mal in den Vereinsanlässen serviert hatte. Offenbar hat das Früchte getragen, denn Toni erarbeitete sich in einen punktemässig grossen Eröffnungsvorteil. Dass die Erföffnungs durchaus ein gewisses Gift in sich trägt, musste er dann leider auf bittere Weise erfahren. Trotz Mehrfigur überspielte ihn sein Gegner am Damenflügel, wohin sich Tonis König vergeblich in Sicherheit bringen wollte.
Damit komme ich noch zu den Partien von Roman und Christopf, deren entscheidende Phasen ich noch miterleben durfte. Roman hatte mit Walter Zollinger einen erfahrenen und mit knapp 2000 Elo starken Gegner auf der anderen Brettseite. Es sah am Schluss so aus, als hätte Romans Gegner mehr vom Spiel und könnte mit seinem Angriff durchdringen. Er übersah aber in beiderseitiger Zeitnot einen Konter, der Roman eine Figur und schlussendlich den ganzen Punkt brachte. Gut gespielt. Dieser Sieg führte zur zwischenzeitlichen 2:1 Führung.
Nach fünf entschiedenen Partien stand es 3:2 für unsere Gegner. Es lag an Christoph das Score auszugleichen. Er stand eigentlich nie in Gefahr, die Partie zu verlieren. Im Gegenteil. Er hatte schon früh in seinem geliebten Holländer einen gedeckten Freibauern auf e4 erarbeitet. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis dieser die Entscheidung bringt. Christophs Gegner versuchte zwar noch einiges, diese Endspielschwäche auszugleichen. Aber ohne Erfolg. Nachdem das meiste Material bis auf wenige Bauern und Turm u. Leichtfigur getauscht wurde, konnte Christoph mit seinem König in die gegnerische Stellung eindringen und die Partie entscheiden.
Ende gut, fast alles gut. Ein Mannschaftssieg wäre heute unter dem Strich das logischere Resultat gewesen. Aber die Logik triumphiert halt nicht immer.
Nach dem Wettkampf schlossen wir den Wettkampf mit einem feinen Abendesssen im Militärgarten ab, wohin uns auch noch drei unserer Gegner begleiteten. Schön, dass es das noch gibt.
Zum Schluss möchte ich allen danken, alllen voran natürlich meinen Mannschaftskollegen, die am Brett sassen. Nicht vergessen möchte ich Mario, der bereits alles im Spielsaal aufgestellt hatte, als ich eintraf. Hierfür einen ganz speziellen Dank. Und auch nicht vergessen möchte ich Claudio, unseren Präsidenten, der zur moralischen Unterstützung ebenfalls anwesend war. Im schlimmsten Fall hätte damit ich sogar zwei anwesende Ersatzspieler gehabt. Im Verlauf des Wettkampfs ist auch noch Markus Eichenberger dazu gestossen. Was will man mehr. An der Unterstützung hat es nicht gefehlt.
Hier noch die Einzelresultate, falls dies jemanden interessiert:
Brett 1 (w): Toni Riedener (2065) – Hansuli Remensberger (2114) 0:1
Brett 2 (s): Roman Deuber (2057) – Walter Zollinger (1994) 1:0
Brett 3 (w): Daniel Portmann (2000) – Paul Remensberger (2068) 0:1
Brett 4 (s): Christoph Sterkman (1969) – Jürg-Peter Baumann (1761) 1:0
Brett 5 (w): Hugo Ensmenger (1847) – Ciril Trcek (1768) 1:0
Brett 6 (s): Thomas Bachmann (1892) – Arnold Fuchs (1959) 0:1