31.08.2022 - SMM NLB 4. Runde St. Gallen 1 - Tribschen 1 l 424
St. Gallen : Tribschen 2:6
 
Nach knapp 2 Stunden sah alles noch an allen Bretten recht ausgeglichen aus. An Brett 1 hatte Jürgen im Budapester gegen IM Novkovic mit Ta6 eine Fortsetzung gewählt, die ich noch nie gesehen habe (was nicht viel heißen will), die aber schon spielbar zu sein scheint. Novkovic schien diese Variante nicht zu kennen und so kam Jürgen schnell in Vorteil.
 
Ebenso am Brett 2, wo Davides Gegner schon früh im Phillidor auf d4 genommen hat, was Davide Raum und Angriffschancen eröffnete. Als dann Sfr. Akermann dann den Damenspringer von a6 nicht nach c5, sondern nach b4?? überführte (um den B auf c3 anzugreifen) konnte Davide mit e5!! die Stellung öffnen und hatte dann relativ leichtes Spiel. Sfr Akermann kam nicht einmal mehr dazu mit dem Springer auf c2 zu nehmen. Die Stellung war einfach schon verloren.Souveräner und dieskussionsloser Sieg von Davide.
 
Am Brett 3 gefiel mir die Stellung von Markus irgendwie nie so ganz. Justament als er sich imho erholt hatte und etwas Gegenspiel am Königsflügel stellte er eine Figur ein und die Stellung war hoffnungslos.
 
Brett 4 baute Daniel recht solide im Londoner System auf. Mir persönlich gefällt Dc2 immer besser als Dc1, aber das ist whol eher Geschmackssache. Die Stellung war lange Zeit ausgeglichen. Daniel konnte dann aber im Verlauf der Partie einen minimalen Vorteil erzielen. Somit 5:2
 
Brett 5: Nicolas baute sich hier im geschlossenen Sizilianer ganz solide und ruhig auf. Sfr. Jenal spielte recht ambitionslos und statt am Damenflügel aktiv zu werden, verhielt er sich recht passiv und gestattet Nicolas aktiv am Königsflügel vorzugehen, was dieser dann auch konsequent tat.
 
Brett 6: Ich spielte wie immer mein Zuckertort herunter und war quasi ohne Zeitverlust ins Mittelspiel gekommen. Dort bot ich einen Bauern an gegen aktives Spiel, worauf mein Gegner nicht einging. Ich hätte dann einen Bauern gewinnen können, hätte aber dafür ungleiche Läufer + 2T +D auf dem Feld behalten und eine recht luftige Königsstellung. Angesichts des Zwischenstandes war mir das zu riskant und ich wickelte in ein remisiges, knapp besseres Endspiel ab.
 
Brett 7: Daniel P  spielte eine grundsolide Partie und hatte dann im Endspiel die d-Linie für den T + den besseren Läufer. Das Remis Angebot des Gegners lehnte er ab. Sah gut für uns aus hier.
 
Brett 8: Roman ging recht agressiv gegen den Königsflügel nach großer Rochade vor. Irgendwie war er aber dann doch nicht schnell genug. Die Frage ist, ob man besser auf h7 oder f7 genommen hätte ist hier schwierig zu beantworten ohne die Maschine zu befragen. Nachdem sein Gegner b4 gespielt hat, habe ich da keinen Vorteil mehr für Roman gesehen.
 
Es ging dann doch Schlag auf Schlag, ehe ich mich versah , kam die Meldung 3,5 für uns und das kam so. Jürgen hatte IM Novkovic total überspielt und die Qualle gewonnen. Die Frage war nur, ob man nicht schon früher (vor seinem h4 nicht hätte g5 spielen können). Fast zeitgleich gewann auch Davide völlig ungefährdet, somit 2:0 für uns. Danach konnten Roman durch remis und Daniel P an den Schlußbrettern erhöhen, wobei Daniels Sieg wirklich sauber herausgespielt war. Ganz solide und ohne dem Gegner auch nur die geringste Aussicht auf Vorteil zu geben.
 
Somit blieben die "Mittelbretter". Markus versuchte mit Minusfigut und seinen Freibauer auf f3 noch etwas im Trüben zu fischen, war aber nach dem Figureneinsteller chancenlos. Somit 3,5: 1,5
 
Nicolas hatte dann dann schon in Gewinnstellung noch ein schönes taktisches Manöver Dd3, bei dem er mit Damenopfer Matt drohte. Sein Gegner gab dann in chancenloser Stellung auch auf und der Deckel war auf dem Sieg drauf.
 
Daniel L hatte inzwischen eine klar bessere Stellung in einem Endspiel T+ungleichfarbigen Läufern mit Bauernvorteil erreicht. Te1? stellte dann nach einem weiteren Bauernopfer des Gegners leider die Qualle ein, die Stellung war aber immer noch gut genug für remis.
 
Mein Gegner hatte sich in den Kopf gesetzt, sein schlechteres Endspiel zu gewinnen und zog mit dem König in Richung Damenflügel um meinen Freibauern auf d5 zu bockieren. Den verwaisten Königsflügel konnte ich dann aufbrechen und einen zweiten, entfernten Freibauern (auch noch den Randbauern) zu schaffen. Sein damit entstehender Freibauer auf der f-Linie konnte ich einfach blockieren mit K + später L und so gab er dann nach d6! mit Bauernopfer meinerseits auf, weil dann der Randbauer einfach eiziehen würde. Falle er auch d6 nicht nimmt , kommt ein erneutes Scheinopfer auf d7 und gegen 2 Freibauern auf der 7. Linie war kein Kraut mehr gewachsen. Am Rande sei bemerkt, daß ich in der ganzen Partie niemals materiellen Vorteil hatte oder Mattdrohungen aufstellen konnte. Und die Aufgabe der Partie kam, als er einen Bauern hätte gewinnen können )))
 
Insgesamt eine konzentrierte und bärenstarke Mannschaftsleistung. St. Gallen war mit 2:6 noch richtig gut bedient, das hätte auch ohne Weiteres 7.5 ausgehen können. Besonders hervorzuheben die Leistungen an den beiden Spitzenbrettern. Daß beide Gegner auf diesem Niveau vollständig chancenlos sind, ist eher selten. 
 
Wichtiger Sieg für uns, denn bei einer Niederlage hätten wir uns sehr ernsthaft mit dem Abstieg beschäftigen müssen. Das Abstiegsgespenst ist noch nicht ganz gebannt, es gilt jetzt in den kommenden beiden Runden nachzulegen.