12.12.2022 - Matchbericht St. Gallen - Tribschen 1 (2. Bundesliga SGM) l 416

Pünktlich zum Wintereinbruch fuhren wir nach St. Gallen zum ersten Auswärtsspiel der neuen Saison. Nach mehreren Jahren in der Westgruppe sind wir wieder in die Ostgruppe gewechselt. Wir mussten ersatzgeschwächt antreten, mit Martin und Olaf sprangen zwei Spieler kurzfristig ein - vielen Dank dafür. Ich hatte bezüglich Resultaterwartungen etwas Bauchweh, aber das stellte sich als ganz unnötig heraus. Hier mein (unvollständiger) Brett-zu-Brett-Bericht:

Brett 1: Davide überraschte seinen Gegner gleich im ersten Zug und hatte nach eigener Aussage auch mit dessen «ausweichender» Antwort gerechnet, dann aber selbst die Varianten verwechselt. Er geriet in eine sehr beengte Stellung, wo Noah Fecker bald auf zwei Schwächen (die offene a-Linie und den schwachen f7-Bauern) und noch dazu gegen den unrochierten König spielen konnte. Das liess sich dann schon nicht mehr lange so halten.

Brett 2: Lubo erreichte gegen IM Milan Novkovic aus der Eröffnung heraus eine sehr bequeme Stellung. Für den vereinzelten c-Bauern verfügte er als Kompensation über ein wunderbar freies Läuferpaar gegen Läufer und Springer. Ich denke, der IM war in der Stellung auch schon zufrieden über das Remisangebot von Lubo. Gratulation an Lubo zu einem erneuten starken Resultat gegen einen Titelträger.

Brett 3: Ich hatte am Anfang gesagt: Wenn ich schon an Brett drei spielen kann (muss), kann es nicht gut um die Mannschaft aussehen. Ich hatte es mit Marc Potterat zu tun und kam eher schlecht aus der Eröffnung. Ich entdeckte aber einige aktive Verteidigungsressourcen und konnte so – auch dank ungenauem Spiel des Gegners – die Partie ausgleichen und sogar minimalen Vorteil erspielen. Als ich mit einem (kaum verwertbaren) Mehrbauern Remis anbot, stand es schon 4-2 für uns, und die Annahme des Angebots stellte unseren Mannschaftssieg sicher.

Brett 4: Olafs Stellung gegen Elias Giesinger gefiel mir schon sehr früh. Ein mörderisches Läuferpaar schielte bald von b1 und b2 aus auf den schwarzen König. Olaf erspähte ein mindestens Remis versprechendes Springeropfer auf f7, aber Elias fand die richtigen Verteidigungszüge nicht. Stattdessen stand Olaf, nachdem sich der Qualm verzogen hatte, mit Mehrbauer und Mehrqualität da und verwertete seinen Vorteil souverän. [Kommentar von Olaf: Laut Computer gab es keine Verteidigungszüge mehr. Ich stand nach Springeropfer auf f7 immer mindestens +4. Auch schon in der Partie habe ich dann gesehen, dass ich mühelos, selbst mit 2 Leichtfiguren weniger immer auf Gewinn stehe. Wenn Elias, auf f3 nimmt, dann nehme ich einfach nicht zurück, spiele d5 mit Mattdrohung nebst Txe6, stecke dann nach den 2 Leichtfiguren noch eine Qualle ins Geschäft und undeckbar Matt.]

Brett 5: Von Martins Partie habe ich gar nichts mitbekommen, ausser dass er mit dem Remis gegen Anton Thaler nicht wirklich zufrieden zu sein schien. War da mehr drin? Ich kann es nicht sagen.

Brett 6: Toni überspielte seinen Gegner Roman Schmuki von Anfang an. Er entwickelte - wenn ich richtig gesehen habe – Initiative auf dem ganzen Brett und gewann zwei Bauern, die er im Turmendspiel mühelos in den ganzen Punkt umsetzen konnte.

Brett 7: Auch hier habe ich nicht wirklich viel gesehen. Mir schien, dass Dani nach einem taktischen Schlagabtausch auf der f- und e-Linie (?) Material gewann und das zum Partiegewinn ummünzte.

Brett 8: Schon auf der Fahrt nach St. Gallen hatte Roman etwas vom Wolga-Gambit erzählt, und tatsächlich spielte sein Gegner Jan Fecker genau dieses. Roman war offenbar gut vorbereitet und kannte (oder fand) die künstliche Rochade-Idee mit Ke1-f1, g3, Kg2. Er hielt seinen Damenflügel zusammen und konnte mit den Schwerfiguren den übriggebliebenen a-Bauen vorantreiben und schliesslich durch das Mehrmaterial und den Figurendruck gewinnen.

Gesamt also: Ein 2-2 an den ersten 4 Brettern, ein 3.5-0.5 an den hinteren 4, das kann sich sehen lassen.

[Frank Neubert]