Es war ein sehr erfreulicher Samstagnachmittag, den ich als nichtspielender Mannschaftsleiter erleben durfte. Obwohl Letzi nicht mit allen Cracks (es fehlte u.a. M. Maffioli) stellten sich doch vier Spieler mit über 1900 Elo. Auf unserer Seite hatten wir auch nicht mehr zu bieten. Das versprach doch einen spannenden Wettkampf.
Nach der Eröffnungsphase bewahrheitete sich die Ausgangslage. An keinem Brett hatten wir nennenswerte Vorteile, obwohl die Stellungen z.T. sehr spannend aussahen.
Unser Teamsenior Mario nahm diesmal am ungewohnten letzten Brett Platz. Er sollte schliesslich auch einmal die Chance haben, nicht das „Kanonenfutter“ spielen zu müssen. Seinen Gegner kannte ich aus der letzten Saison, als ich ihn in der 6. Runde besiegte. In der Zwischenzeit hatte er es aber immer noch nicht in die Führungsliste geschafft. Seine Einschätzung liegt aber bei 1850. Weiss spielte eigentlich nicht schlecht und wickelte in ein für ihn klar besseres Endspiel ab. Dann aber spielte er einen fatalen Springerzug, der eine tödliche Fesselung des Springers zuliess. So konnte Mario das Score nach zwei Stunden Spielzeit eröffnen. Stand: 1:0 für uns.
Es dauerte dann eine Stunde bis die nächste Entscheidung fiel. Am ersten Brett hatte es Roman mit dem Mannschaftsleiter Fynn von Kistowski zu tun. Dieser hat erst 18 gespielte Partien auf seinem Konto, wovon allerdings nur drei verloren gingen. Sicher kein zu unterschätzender Gegner, da er bereits 1905 Punkte auf die Elo-Waage bringt. Es entwickelte sich dann auch eine sehr interessante Partie (Caro-Kann mit Vorstoss Variante), wo beide bis zum 13. Zug von Weiss auf wenig bekannten Pfaden wandelten. Zu diesem Zeitpunkt lag Schwarz sogar leicht im Vorteil. Aber das heisst in solchen Partien nichts. Nachdem es zu einer Tauschorgie inkl. Damentausch kam, stand die Partie nach 17 Zügen komplett ausgeglichen. Als es dann etwas taktisch wurde, verlor Schwarz komplett den Überblick und stellte eine Figur ein. Neuer Stand: 2:0 für uns.
Am fünften Brett entwickelte sich ebenfalls eine höchst interessante Partie in einem Damengambit (mit Abtausch auf d5), nachdem Christoph im 13. Zug einen Läufer auf e6 geopfert und dafür zwei Bauern und einen vielversprechenden Angriff erhalten hatte. Schwarz musste sich schon präzis verteidigen, um das Gleichgewicht halten zu können. Dies tat Schwarz dann auch eine Zeit lang recht gut, kam sogar in klaren Vorteil, aber brach dann doch ein. Im 23. Zug spielte Schwarz einen fatalen Königszug und gestattete Weiss eine höchst unangenehme Fesselung, die allerlei taktische Wendungen zuliess. Das war des Guten zuviel. Christoph konnte die Figur wieder zurückerobern, was faktisch den Sieg bedeutete, da die Verteidigung von Schwarz kollabierte. Der Mut von Christoph hat sich wieder einmal ausbezahlt. Stand: 3:0 für uns.
Nach diesem Zwischenstand konnte ich beruhigt der Dinge harren, die da kamen, wusste ich doch, dass in den verbliebenen drei Partien mindestens ein Remis erreicht werden kann. Da verdarb mir auch die Niederlage von Claudio die gute Laune nicht, auch wenn diese nicht unbedingt zwingend war. Aber sein Gegner, Werner Brunner, wickelte in ein für ihn günstiges Turmendspiel ab, wo er seine 2025 Elo ausspielen konnte. Neuer Stand: 3:1.
Wir kommen nun zum zweiten Brett, wo sich Wunderliches tat. Ich weiss nicht, ob es daran lag, dass Dani Portmann dort sass, oder weil hier einfach zwei Spieler Lust auf ein unkonventionelles Spiel hatten. Schon die Erföffnung war ungewöhnlich: 1. e4 c5; 2. d4?!. Der Zug 2.d4 ist der vierthäufigst gespielte Zug. Weiss führte anscheinend etwas im Schilde. Nach 2. …cxd4 kam c3. Na also – das Morragambit. Das war sicherlich auch eine Überraschung für Dani. Trotzdem kam er gut aus der Eröffnung heraus, obwohl sein König in der Mitte gefangen war. Die Bauern e7, f7, f6 boten genügend Schutz. Und wenn man die Damen tauschen kann, steht der König in der Mitte sogar optimal. Der Damentausch kam, aber damit kamen auch die Probleme. Dani fand nicht den richtigen Weg und mövrierte sich Zug für Zug in eine höchst unangenehme Lage. Jedenfalls stand er um den Zug 31 auf Verlust. Dieser Meinung war wohl auch Dani’s Gegner. Nachdem dieser den h-Bauern erobern konnte, machte er sich sogleich an den zweiten heran. Dass dieser vergiftet war, dafür sorgte Dani ein paar Züge vorher. Prompt schnappte die Falle zu und Dani schlug den Läufer, der den Turm deckte, mit seinem Turm, so dass dieser fast vom Brett fiel. Da hatte sich wohl etwas Energie angestaut. Dani verwertete die Mehrfigur dann souverän. Neuer Stand: 4:1.
Damit lag es an Toni, für das Schlussresulat zu sorgen. Er musste sich mit dem aufstrebenden Michal Svagerka auseinandersetzen. Dieser machte ihm das Leben dann auch nicht einfach und nahm das Damengambit, das Toni ihm servierte, an und insistierte darauf, den Bauern auf c4 mit c6, a6 und b5 zu behalten. Es schien als ob Schwarz damit nach Ende der Eröffnung durchkam. Aber nachdem Toni anfing, die Bauern am Damenflügel zu bearbeiten, konnte Schwarz seine Unerfahrenheit in solchen Stellungen nicht verbergen. Bereits im 19. Zug stand Weiss auf Gewinn, nachdem Schwarz damit beschäftigt war, sein Loch auf d6 zu stopfen, anstatt Gegenspiel zu organisieren. Die Folge war ein kleines taktisches Gemützel, das als Resultat den Gewinn der Qualität und ein vorteilhaftes Endspiel Turm u. Dame gegen Springer u. Dame mit sich brachte. Toni verwertete das Ganze souverän und sicherte uns den fünften Punkt.
Endstand 5:1.
Ein für mich entspannter Nachmittag ging damit viel zu schnell zu Ende. Beim abschliessenden gemütlichen Abendessen im Restaurant Eule durften (mussten) wir dann das Ganze noch einmal Revue passieren lassen und die Highlights noch einmal geniessen. Besonders die Partie von Daniel Portmann sorgte noch für ausreichend Gesprächsstoff.
Hugo Ensmenger (Captain Team 2)