Der Wettkampf in der zweiten Runde der Nationalliga B Ostgruppe gegen St. Gallen verlief überaus spannend. Ich selbst, an Brett 7 mit Weiss spielend, bekam davon allerdings wenig mit, da ich schon sehr früh in meiner Partie viel Zeit verbrauchte. Daher hier die Zusammenfassung von "Debütant" Olaf Nazarenus, der mit seinem Sieg gegen Julia Novkovic einen tollen Einstand feierte. Ich ergänze in Klammern um einige Bemerkungen von mir und anderen Spielern. Also O-Ton Olaf:
"Zum Kampf (da ich relativ früh fertig war, habe ich doch einiges sehen können). 4:0 an den ersten 4 Brettern; das ist schon eine Ansage....
Brett 1: Nach dem Figurenopfer Akermanns habe ich echt gebangt um diese Partie. Für den Bauernverlust hatte Markus noch ganz gut Kompensation. Aus meiner Sicht war das Figuenopfer des Gegners berechtigt; wurde aber nicht konsequent und hart weitergespielt. Td8 war aus meiner Sicht zu langsam. Wenn ich schon opfere dann muss ich auch konsequent auf Angriff spielen. Die Folge war, daß Markus etwas Luft schnappen konnte und dann souverän den Materialvorteil verwertet hat.
Brett 2: Wahnsinnspartie, von der ich so gar nichts verstanden habe. Wirklich bei fast jedem Zug hätte ich anders fortgesetzt (was für das weitergehende Schachverständnis von Novkovic und Kevin spricht). Am Schluß hatte Kevin ein Mattnetz geknüpft und der Gegner das Dauerschach übersehen. Von daher war der Gewinn etwas glücklich.
Brett 3: Nun, ich war von Anfang an ein Stück geflasht, daß Kevin mir ein Brett soweit vorne zutraut. Meine Gegnerin spielte schon früh auf remis und dachte, sie hätte mit Opfer Dauerschach. Die Kombi hatte aber (zum Glück) ein Loch und so konnte ich recht mühelos gewinnen.
Brett 4: Ganz ehrlich. Auf Jürgen hätte ich im Mittelspiel keinen Rappen mehr gewettet. Fantastisch, wie er sich aus dieser Stellung noch befreit hat und dann in ein leicht voteilhaftes Endspiel abzuwickeln und das dann soiverän zu Ende zu führen. Was ja bekanntlich mit T+ ungleichfarbigen Läufern nicht ganz so einfach ist. Diese Partei zusammen mit Markus hat den Kampf für uns gedreht.
[Ergänzung von Markus: "Also ich fand Jürgens Partie sensationell. Ich glaube nicht, dass er schlecht stand. Genau so spielt man Tartakower. Am Anfang defensiv, positionelle Nachteile in Kauf nehmen, und danach langsam das Spiel in die Hände nehmen."]
Brett 5: Für mich hat Roman hier als Weißer aus der Eröffnung nicht genug gehabt. Ich hätte das schon früh lieber als Schwarzer weiter gespielt. Auch wenn Roman dann weiter tapfer gekämpft hat; das Endspiel war wohl immer verloren.
[Roman dazu: "Ich haber leider in der Eröffnung die Zugreihenfolge vertauscht, wonach Schwarz schnellen Ausgleich hatte und ich anschliessend überzog."]
Brett 6: Lukas stand in seinem Sizilianer immer ein wenig gedrückt. Dazu kam, daß er m.E. den falschen Tum nach d8 (oder vielleicht besser nach e8) gezogen hatte und der dann wieder zurück auf die offene f-Linie musste. Also dann die Stellung noch dynamischer und komplizierter wurde, hat das dann negativ ausgeschlagen. Trotzdem war da eventuell mehr drin. Nun, die Maschine wird uns da sicherlich noch Auskunft geben.
Brett 7: Auch hier ein Bauernopfer von Frank für recht gutes Spiel, aber doch eine kritische Stellung. Es gab hier einen kritischen Moment (frühere Rochade Kolumne von Hort = "der kritische Moment"), als der Gegner h6 spielte (der Bauer auf h7 ist aus meiner Sicht vergiftet) und Frank dann konsequent mit g5 fortgesetzt hat. Besser wäre gewesen, wenn Schwarz sofort c5 gespielt hätte. Danach war das nur noch Spiel auf ein Tor (auf das von Schwarz) und Frank hat das souverän nach Hause gebracht.
[Frank: Danke für die Komplimente. Ich würde wohl selbst den kritischen Punkt ein paar Züge später ansetzen, als ich mehr oder weniger ein sehr spekulatives Figurenopfer ins Auge gefasst hatte, zu dem es zum Glück nicht kommen musste. Ich war am Ende selbst überrascht, wie schnell die Stellung meines Gegners auf einmal zusammenbrach.]
Brett 8: Martin hat als Schwarzer die Eröffnung recht aktiv und scharf gespielt, und ich dachte da ist "alles im Lot". Die Stellung war recht dynamisch und duldete keine Zeitverluste. Tf6 war vielleicht, danach Ld7 ganz sicher zu langsam. Ich bin da ganz der Meinung von Markus, daß man sofort f4 hätte durchsetzen sollen, um Platz für den schwarzfeldrigen Läufer z.B. nach g4 zu schaffen. Dann kann der König nur noch schwer entfleuchen. Als dann der Angriff nicht durchschlug, machten sich schon die strukturellen Schwächen in der schwarzen Stellung bemerkbar."
Soweit Olafs Zusammenfassung. Insgesamt ein tolles Match mit gutem Ausgang für uns. Tribschen I hat damit einen ersten grossen Schritt in Richtung Ligaerhalt getan. Hier noch die detaillierten Ergebnisse:
Markus Räber (2281) - Thomas Akermann (2197) 1:0
Kevin Cremer (2318) - Milan Novkovic (2377) 1:0
Olaf Nazarenus (2088)- Julia Novkovic (2155) 1:0
Jürgen Strauss (2212) - Martin Leutwyler (2170) 1:0
Roman Deuber (2100) - Uros Nisavic (2067) 0:1
Lukas Fischer (2082) - Benito Rusconi (2013) 0:1
Frank Neubert (1997) - Roman Schmuki (2020) 1:0
Martin Herzog (2071) - Jan Fecker (1947) 0:1